Der Karmel St. Josef wurde 1906 in den ehemaligen Gebäuden des Vilsbiburger Kapuzinerklosters errichtet. Damals machten sich acht Schwestern vom Würzburger Karmel Himmelspforten auf den Weg zu einer Neugründung nach Niederbayern.

Im Oktober 2017 zogen die Schwestern von Vilsbiburg nach Landshut in die Zisterzienserinnen-Abtei Seligenthal um. Dort führen Sie Ihre Ordensgemeinschaft in eigenen Räumen und in einer von
ihnen neugestalteten Kapelle weiter.

Spiritualität

Gemäß dem Wesen des sogenannten Teresianischen Karmel, begründeten die Schwestern eine kleine Gemeinschaft, die abgeschieden vom öffentlichen Leben ihr Leben allein in Freundschaft mit Gott (Teresa von Ávila) zu gestalten suchte.

Die karmelitanische Spiritualität erhielt im 16. Jahrhundert durch Teresa von Ávila und Johannes vom Kreuz ihre nach wie vor aktuelle Prägung. So gehört zum karmelitanischen Tagesablauf, neben der Hl. Messe und dem Stundengebet der Kirche, auch eine zweimalige, fest verankerte Zeit für das Innere Beten, dem stillen Zwiegespräch mit Gott.

Denn meiner Meinung nach ist inneres Beten nichts anderes als das Verweilen bei einem Freund, mit dem wir oft allein zusammenkommen, einfach um bei ihm zu sein, weil wir sicher wissen, dass er uns liebt. (Leben 8,5)

So beschreibt Teresa von Avila das Gebet. Es ist also nicht eine bestimmte Übung, sondern es heißt, mit Christus vertraut zu werden im stillen Verweilen bei ihm. Der Grund dieses Betens ist nicht eine Pflichterfüllung, sondern die Begründung liegt im liebevollen Blick des Freundes, Christus. Ein weiterer Text Teresas macht deutlich, dass Gebet eine Haltung meint:

Also, meine Töchter, auf! Den Kopf nicht hängen lassen! Wenn euch der Gehorsam Beschäftigung mit äußeren Dingen aufträgt, dann versteht, dass der Herr zwischen den Kochtöpfen weilt, falls es in der Küche ist, und euch innerlich und äußerlich hilft. (Buch der Gründungen 5,8)

Ein Text, der schmunzeln lässt, der aber in einfacher Form deutlich macht, dass es keine Trennung von Gottesdienst und Weltdienst, von heilig und weltlich, von Sonntag und Alltag in der Gottesbeziehung gibt. Diese Beziehung ist eine alles umfassende und alles verbindende, liebende Beziehung zu einer Person, mit der die/der Betende in ständigem Kontakt und Dialog steht. Deshalb kann Beten heil und ganz machen.

Das Hineinwachsen in diese Beziehung ist Ziel des Betens im Karmel. Dabei geht es nicht um reine Innerlichkeit, abgeschieden von der Welt, sondern die Welt, die Anliegen der Menschen, ihre Nöte und ihr Glück, ihre Freuden und Leiden werden hineingenommen in diese Bewegung und vor Gott gebracht, damit er heilt und ganz macht, was verwundet und zerbrochen ist.

Wie jede Beziehung, so braucht auch die Beziehung zu Gott Pflege und Aufmerksamkeit, die nicht dem Zufall oder dem eigenen Bedürfnis überlassen wird („wenn mir danach ist“), sondern die regelmäßig und stetig geübt wird, weshalb sich die Schwestern zum Stundengebet, zur Eucharistiefeier und zu zwei Stunden Betrachtung täglich versammeln.

Diese „Arbeit“ des Betens ist im Karmel die Hauptaufgabe der Schwestern, eine „Arbeit“ zum Heil der Welt und für die Menschen. Teresa sagt es so:

Dieser unser Herr ist es, durch den uns alle Wohltaten zukommen … . Er wird Euch unterweisen. Wenn ihr sein Leben anschaut, ist er das beste Beispiel. … Glückselig, wer ihn wirklich liebt und ihn immer neben sich hat. (Leben 22,7)

Text: Pater Michael Plattig

Hostienbäckerei

Von 1987 bis 2017 erwirtschafteten die Karmelschwestern ihren Lebensunterhalt mit einer Hostienbäckerei. Sr. Rita bei der Arbeit:

Handarbeiten

Die Schwestern bieten selbst gefertigte Sterne, Rosenkränze sowie Kunstkarten zum Verkauf an.